Noch wartet der Baakenhafen auf seine vielen neuen Bewohner – große wie kleine. Und dass diese bald kommen werden, sieht jeder, der zwischen Elbe und Versmannstraße unterwegs ist. Es wird gebaut, an allen Ecken und Enden, der Baakenpark mit seinem Himmelsberg strahlt in der Mitte. Ein idyllisches Bild – doch bei vielen (zukünftigen) Bewohnern herrscht derzeit großer Frust. Sorgen macht – mal wieder – der geplante Schulcampus HafenCity.
Wie in diesen Tagen bekannt wurde, plant die Stadt einen großen Teil des 11.000 Quadratmeter-Grundstücks, auf dem Stadtteilschule und Gymnasium als Cluster angesiedelt werden sollen, lieber für Wohnungsbau zu nutzen. Dafür wollen sie das ursprünglich für den Schulcampus geplante Grundstück teilen. Der nördlichen Teil soll verkauft werden, der Schulcampus, der eigentlich Pilotprojekt werden soll, würde in den südlichen Teil geschoben. Dadurch entstünde ein extrem dunkler und schmaler Schulhof zwischen den Gebäuden, Ausweichspielflächen sollen aufs Dach verlegt werden.
Der Ärger um den Schulstandort zieht sich somit fort. Erst im Januar war bekannt geworden, dass der Campus höchstwahrscheinlich erst im Schuljahr 2022 / 2023 fertiggestellt sein wird, was viele Familien ratlos macht. Sie waren in die HafenCity gezogen, weil hier seitens Stadt und der HafenCity GmbH mit einer vorbildlichen Schulsituation geworben wurde. Und die ist immer noch nicht da oder kommt erst Jahre später.
Für viele Familien hat sich die Entwicklung des Schulprojekts, das Raum für insgesamt 1.500 Schüler bieten soll – auch aus den benachbarten Vierteln wie der Altstadt, Neustadt und Rothenburgsort –, durch die geplanten baulichen Änderungen jetzt noch einmal deutlich verschlechtert. Eltern um Anja Kaufmann, Elternsprecherin der Grundschule in der Hafen City, protestieren, das Hamburger Abendblatt und die ZEIT berichten. Opfert die Stadt Schulfläche, um an Immobilien zu verdienen?
Was ist geplant?
Im Dreieck Versmannstraße, Bahnlinie und Straße Am Hannoverschen Bahnhof ist im Bebauungsplan HafenCity 10 ein 11.000-Quadratmeter großes Grundstück für die weiterführenden Schulen vorgesehen. Am 27. März 2018 begann das städtebauliche Gutachterverfahren, vier Architekturbüros konkurrierten um den Bau der Anlage.
Schon im Vorfeld hatte es Gerüchte gegeben, dass neben der Schule und einer dazugehörigen Sporthalle noch etwas anderes entstehen solle, berichtet die ZEIT. „Evtl. ergänzend Wohnen“, habe lapidar auf der Website der städtischen HafenCity GmbH gestanden, schreibt Autor Christoph Twickel.
Besorgten Eltern hatten sich daraufhin zum städtebaulichen Verfahren eingeladen, zu dem eigentlich nur Behördenvertreter, Architekten und Politiker kommen sollten. Was sie erfuhren, habe ihre schlimmsten Befürchtungen übertroffen, heißt es in der ZEIT:
Vier Entwürfe hätten den Gutachtern vorgelegen, in dreien davon sei die Wohnbebauung tatsächlich nur ergänzend geplant gewesen. Die Jury unter Vorsitz von Oberbaudirektor Franz-Josef Höing und HafenCity-GmbH-Chef Jürgen Bruns-Berentelg hat dann allerdings den Entwurf zum Sieger gekürt, der das Verhältnis umdrehte: Nun soll der Wohnblock rund 20.000 Quadratmeter bekommen, für die Schule bleiben rund 15.000 Quadratmeter. Weil in diesem Entwurf kaum mehr Außenflächen übrigbleiben, will man die Sporthallen und den Schulhof nun auf das Dach verlegen.
Wie geht es weiter?
Es wird diskutiert. Ein Kampf um die Anteile des Schulgrundstücks am Lohsepark ist längst ausgebrochen, beschreibt es Christoph Twickel:
Auf der einen Seite stehen die HafenCity GmbH und die Finanzbehörde, die auch an einer Verwertung des Areals durch Wohnungsbau interessiert sind. Auf der anderen Seite steht die Schulbehörde, die versprochen hat, an dieser Stelle ihr Vorzeigeprojekt zu realisieren. Man sei im Verhandlungsprozess.
Irgendwo dazwischen stehen die (künftigen) Anwohner. Nach den Sommerferien und der Pause des Parlaments soll es wieder Gespräche geben. Mittlerweile hat sich eine Initiative gebildet, die über die weitere Entwicklung informieren will und sich dafür engagiert, dass das Pilotprojekt Schulcampus Lohsepark vielleicht doch noch den Raum und die Rahmenbedingungen erhält, die eine zukunftsweisende Schule benötigt. Weitere Informationen finden Sie hier.
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